Voßwinkel. Mit der 33. Ausgabe der heimatgeschichtlichen Zeitschrift „Voßwinkeler Rückblicke“ legt der Arbeitskreis Dorfgeschichte unter anderem den ersten Teil der Forschungsarbeit „NS-Euthanasie und Zwangssterilisation im ländlichen Sauerland“ vor.
Bei der Titelgeschichte „Krieg gegen das eigene Volk“ geht es um das bisherige Ergebnis der Recherchen des Arbeitskreises über die Verbrechen der Nazis an Voßwinkeler Bürgern. Vermeintlich Erbkranke wurden vom Erbgesundheitsgericht Arnsberg zur Unfruchtbarmachung verurteilt. Die Hintergründe und die Verfahren der bisher acht dokumentierten Fälle aus Voßwinkel werden beschrieben.
„Mit dem Forschungsprojekt, für das der Bürgermeister der Stadt Arnsberg, Ralf Paul Bittner, die Schirmherrschaft übernommen hatte, hat unser Arbeitskreis ein sensibles Thema aufgegriffen, über das bisher lieber der Mantel des Schweigens ausgebreitet wurde,“ betont Michael Rademacher, Vorsitzender des AK. „Auch wenn wir mit Rücksicht auf die Familien die vollen Namen nicht nennen, möchten wir diesen Opfern der Gewaltherrschaft „ein Gesicht“ geben und an das Leid dieser meist vergessenen Opfer erinnern.“
Auch zu den Opfern des NS-Regimes gehörte der „Rundfunkverbrecher“ Paul Albers, vielen Voßwinkelern bekannt als Fotochronist. Berichtet wird, wie dieser 1943 als 17-jähriger durch die Gestapo wegen Abhörens eines „Feindsenders“ ins Gefängnis gesperrt wurde.
Um auch in dieser Ausgabe wieder eine Themenvielfalt aus jüngerer oder älterer Dorfgeschichte zu bieten, hat der AK dieses Heft auf 28 Seiten erweitert.
Dabei geht es noch um den früheren Kinderspielplatz an der Alscherstraße, um die Anfänge der Firma Aloys Hütter und um 60 Jahre Leuchtenfirma Neuhaus.
Des Weiteren gibt es einen Bericht über die ersten Kraftfahrzeuge auf öffentlichen Straßen vor 120 Jahren und eine Beschreibung von Bauernlasten im 18. und 19. Jahrhundert.
Mit einem Foto aus dem Jahr 1914, das den Bereich des früheren Voßwinkeler Bahnhofes zeigt mit bisher unbekannten Ansichten, präsentiert das Redaktionsteam einen Überraschungsfund.
Zu erwerben sind die „Voßwinkeler Rückblicke“ mit 28 Seiten und vielen Bildern bei den Mitgliedern des Arbeitskreises, in den Voßwinkeler Bäckereien, im Ingenieur-Büro Rademacher und im Neheimer Buchhandel zum Preis von 3,50 Euro.
Info:
- Bei den Recherchen des AK zu den NS-Verbrechen geht es um geschützte Daten, die nur unter besonderen Bedingungen eingesehen werden können.
- Die Schirmherrschaft für das Projekt durch Bürgermeister Bittner und die Unterstützung durch Stadtarchivar Gosmann waren für den AK hilfreich als „Türöffner“ bei den Kontakten zu bisher über 30 verschiedenen Archiven und Institutionen.
- Das bisherige Ergebnis der Forschungsarbeit hat der AK bereits in zwei Vortragsveranstaltungen vorgestellt. Wegen des großen Interesses ist im Herbst eine weitere Veranstaltung geplant.
- Bei der Präsentation geht es nicht um die großen Opferzahlen irgendwo, sondern um Einzelschicksale im Heimatort. Der AK bietet den Vortrag auch zur Ergänzung des Geschichtsunterrichts in den weiterführenden Schulen an.